Deine Trauer ist Deine persönliche Reise

Diese lieb gemeinten Hinweise „Ich weiß wie du dich fühlst“ waren damals immer furchtbar. Wenn ich sie hörte, wollte ich immer hinausschreien. „Nein, das weißt du nicht – das kannst du nicht wissen.“  
Ich habe es damals nicht gemacht. Die Folge war, dass ich mich noch mehr in meiner Trauer allein gefühlt habe. Ich war zwar sicher, dass mein Gegenüber mich mit diesen Worten nur stärken und stützen wollte, aber genau das Gegenteil ist passiert. Es wäre gut gewesen, wenn ich ehrlich gesagt hätte, wie es mit mit diesem gut gemeinten Hinweis gegangen ist. 

 

Unsere eigenen Erfahrungen können wir nicht 1:1 auf einen anderen Menschen übertragen. Das "Wissen" ist unser Wissen, und es ist anmaßend wissen zu wollen, wie sich der andere Mensch in diesem Augenblick der Trauer fühlt. Wir haben jeweils ganz andere Verlusterfahrungen gemacht. Diese alten Erfahrungen prägen den Umgang mit Abschieden. Außerdem sind die persönlichen Rahmenbedingungen, die Einstellung zur Welt und der Umgang mit schweren und leichten Momenten jeweils ganz unterschiedlich ausgeprägt. Deswegen können wir die Situationen nie vergleichen.

 

Der so lieb gemeinte Satz  „Ich weiß wie du dich fühlst“ habe ich als Trauernde eher als einen hilflosen Versuch der Anteilnahme empfunden. Gestärkt hätte mich hier eher: „Ich kann mir nicht ausmalen, wie schwer die Situation jetzt für dich sein muss. Ich würde es gern, aber ich kann es nicht."

 

Nun, heute weiß ich, dass es gut gewesen wäre, wenn ich schon in diesem Augenblick gesagt hätte, wie es mir damals damit ging. Zu der Zeit ging das nicht, weil ich es nicht konnte. Mir fehlte die Kraft dazu. 

 

Heute kann ich es, und deswegen schreibe ich diesen Post. 

Wandel hat eingesetzt und setzt sich fort ....